Grüne Bande
2024
EINE WANDERTHEATER-PERFORMANCE ENTLANG DER
EHEMALIGEN INNERDEUTSCHEN GRENZE THÜRINGEN UND HESSEN
Die Landschaft erinnert sich
von Judith Sünderhauf
DIE GRÜNE BANDE ist ein vom größten Fond für Theater für junges Publikum (Jupiter - Darstellende Künste für junges Publikum) finanziertes Projekt, mit dem die Thematik der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze jungen Menschen nahe gebracht werden soll. Zu Beginn der Proben fand eine Recherchephase statt, bei der das Team an den Orten am Grünen Band (der ehemaligen Sperrzone) zwischen Thüringen und Hessen unterwegs war und in Gesprächen, Workshops und Begegnungen Geschichten und Material sammelte. Die daraus generierten Erfahrungen flossen in eine Stückentwicklung - aus Gesprächsinhalten wurden Szenen- und Textmaterial, die in einem nächsten Schritt zu einer Stückfassung wurden. Die Verschränkung aus Erinnerungsmaterial und der Suche nach zukunftsweisenden Fragestellungen, die sich auch aus der Auseinandersetzung mit dem Naturschutzgebiet ergab, bildete den Hauptfokus der entstehenden Inszenierung. Nach der Premiere in Eisenach geht DIE GRÜNE BANDE auf Tour durch das grüne Band und führt die zuvor gesammelten Geschichten als Theaterspektakel zurück zu den Menschen vor Ort.
“Die Geschichte wurde oft als eine zyklische Bewegung beschrieben, dann wieder als eine aufsteigende Linie [oder] als fortlaufende Welle von Wirbeln. Wirbel werfen Staub auf, schlagen Wellen, trüben ein. Sie mobilisieren, klären auf, erzeugen Turbulenzen. Sie reißen mit, hin, fort, weg - sie stellen still.” Peter Naumann: Das Klima der Anderen
Ist man in der Landschaft, die die Grenze zwischen Thüringen und Hessen, aber auch einen Teil des Eisernen Vorhangs bildete, unterwegs, so ist nur noch an einigen Stellen erkennbar, dass das Land hier einmal getrennt war. Menschen, Tiere wie Pflanzen aber scheinen den Zaun und die Trennung, die er vornahm, den es seit nun 35 Jahren nicht mehr gibt, immer noch zu spüren. Rothirsche in den bayerisch-tschechischen Grenzgebieten kehren seit mehreren Generationen noch dort um, wo früher der Zaun stand. Wildkatzen nutzen erst seit den letzten Jahren wieder ihre alten Wanderkorridore. Im Grenzgebiet konnten sich durch die zurückhaltende Bewirtschaftung gefährdete Arten ansiedeln, die Strandaster oder kleine Farnarten - die andernorts nur noch selten vorkommen.

Was uns Menschen angeht, scheinen wir von Zuschreibungen von Ost und West  nach wie vor nicht frei zu sein. Selbst in den Nachwende-Generationen  findet man “typisch ostdeutsch” oder “typisch westdeutsch” noch im Vokabular. Es scheint ein Bedürfnis zu geben, das nach der Differenzierung und gleichzeitig der Auflösung dieser Kategorien verlangt. Allen voran geht ein Bedürfnis nach Gespräch.
“Auf der ganzen Welt gibt es solche Risse und brennende Stellen. Bis heute. Der Boden brennt noch immer. Auf der ganzen Welt. Es brennt und gärt. [...] Auch hier brannte der Riss noch lange, seit einiger Zeit ist es hier leiser geworden. Hier ist mittlerweile eine dicke Narbe über den Riss gewachsen. Eine grüne Narbe.”
Begriffe wie Fluchtgeschichten, Heimat und Zugehörigkeit verbinden  sich heute mit neuen Grenzziehungen, die Rechte daraus entspinnen: Heimat als Kampfbegriff, Zugehörigkeit als vermeintlicher Überlebenskampf und Fluchtgeschichten als reine Opfergeschichten. Dabei ist das alles viel mehrals nur eine Frage von Identität. Es ist auch die Magie eines Augenblicks, in dem ein Wind der Veränderung von allen Seiten über die Landschaft zieht. Es ist eine Bewegung, die über Brücken führt. Es ist die Kraft des Gesprächs.
an der Produktion beteiligt waren
Idee & Konzept Julia Brettschneider / Christoph Macha
Künstlerische Leitung kollektiv:proton: Robert Neumann /Jan Schroeder / Laura Mirjam Walter
Regie, Bühne, Kostüme, Theaterpädagogik kollektiv:proton: Robert Neumann / Jan Schroeder /Laura Mirjam Walter / Linda Glanz (HfS Ernst Busch)
Musik Karlo / Zirkusmaria
Dramaturgie Judith Sünderhauf
Künstlerische Produktionsleitung Miriam Haltmeier
Kaufmännische Produktionsleitung Miriam Glöckler
Mitarbeit Recherche Mona Schlatter (HfS Ernst Busch)
Begleitung Hochschule Robert Schuster, Paul Enke
Fotos im Schlossinnenhof in Eisenach von Dorothea Brandt

Technische Direktion Andreas Risto
Maske Nadine Mark, Annekathrin Jäger, Sandy Ranisch
Requisite Ricarda Ruppert, Daniela Dehn
Ausstattungsleitung Andreas Risto
Kostümbegleitung Manja Schönfelder, Jeanette Hering-Böber, Martina Tornow
Tischlerei Nico Fiala
Dank an
Wir danken ganz herzlich den Menschen in den Orten Eisenach, Geisa, Gerstungen, Großburschla, Herleshausen, Hörschel, Ifta, Lauchröden, Meiningen, Neuenhof, Philippsthal, Treffurt und Vacha für die große Unterstützung, die Bereitstellung von Ressourcen, die große Lust am Gespräch und der Begegnung.
Gefördert im
Programm Jupiter – Darstellende Künste für junges Publikum der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.